Trittsiegel Wildschwein
Wildschweine gibt es hier im Taubertal häufig – etwas, das ich aus meiner Münchener Heimat so überhaupt nicht kannte. Entsprechend war ich nach unserem Umzug erst einmal in Sorge, wie die Pferde bei einem eventuellen Zusammentreffen auf Wildschweine reagieren würden.

Pico fand Schweine seit jeher gefährlich, bereits der Geruch hat ihn in jungen Jahren in höchste Alarmbereitschaft versetzt und sobald in unserem früheren Ausreitgelände die igluförmigen Unterkünfte einiger Freiland-Schweindeln in Sicht kamen, war er immer fürchterlich aufgeregt.

Übung macht den Meister

Natürlich haben wir konsequent geübt: Mit einem gelassenen Begleitpferd ging es so oft wie möglich Richtung Saustall, wo ich ihm mit überschwänglichem Lob und ein paar Leckerlis das Gruseln etwas versüßt habe; tief in seinem Inneren blieb er aber lange skeptisch.

Mittlerweile haben wir zum Glück viel Routine und beide Ponys kennen sowohl Haus- als auch Hängebauch- und Minischweine aus allernächster Nähe: Pico begrüßt bekannte Schweine daher inzwischen völlig entspannt mit lustigen Schnoberlauten, während Monty – wie man auf dem Foto sieht – gleich sämtliche Berührungsängste verloren hat.

So ein nettes Schweindl - Monty mit einem Hängebauchschwein

Wildschweine haben wir allerdings noch nie im Gelände getroffen. An Suhlstellen, Wühlspuren und frischen Trittsiegel, an denen die Ponys offenbar den Wildschweingeruch wahrnehmen, belohne ich sie übrigens immer, damit sie direkt etwas Positives damit verbinden. So hoffe ich, dass wir insgesamt gut vorbereitet sind, falls tatsächlich einmal ein Wildschwein unseren Weg kreuzen sollte.

[Update] September 2023: Zusammentreffen mit einer Bache

Ausgerechnet, als ich alleine mit beiden Ponys unterwegs war, war es schließlich so weit – wir haben zum ersten Mal eine Wildsau getroffen! Nur 6 oder 7 Meter von uns entfernt rutschte sie etwas ungelenk über eine Böschung auf den Weg herab, hielt hier für ein paar Sekunden inne, um uns aufmerksam zu betrachten, befand uns nach kurzer Inspektion aber offenbar für uninteressant und wackelte geruhsam einfach weiter. Auf der anderen Wegseite angekommen warf sie uns nochmal einen kurzen Kontrollblick über die Schulter zu, dann verschwand sie im dichten Gestrüpp der Büsche.

Neben mir: Zwei völlig perplexe Ponys, die wie erstarrt die Sau beobachtet hatten. An dieser Stelle muss ich sie wirklich überschwänglich loben: Zu hundert Prozent waren sie »bei mir«, haben perfekt zugehört, was zu tun ist und sind schließlich brav mit mir weitermarschiert, obwohl man im Gebüsch neben uns sehr deutlich die Anwesenheit noch weiterer Schweine gehört hat. Offenbar hielt sich hier die ganze Rotte auf und ich musste mich sehr bemühen, Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen.

Letztlich verlief das Zusammentreffen sehr unspektakulär – etwas erschrocken bin aber darüber, wie nah uns die Wildsau bereits war, als wir sie bemerkt haben. Und erstaunlicherweise schien uns auch die Sau vorher nicht wahrgenommen zu haben. Sie wirkte ein wenig verblüfft, wer da plötzlich vor ihr steht, zeigte aber keinerlei Aggressivität oder aufdringliche Neugierde. Im Frühjahr, wenn Frischlinge mit von der Partie sind, hätte die gleiche Situation natürlich ganz anders ausgehen können. Dass wir allerdings über mehrere Jahre kein Zusammentreffen mit den Wildschweinen hatten, spricht dafür, dass sie normalerweise aufmerksamer sind und uns gezielt aus dem Weg gehen. Die Begegnung ereignete sich übrigens nur wenige Meter von unserem Hof entfernt, die frischen Wühlspuren an den Wegrändern zeigen deutlich, dass die Wildschweine derzeit fast bis ins Dorf kommen. Insofern bin ich sehr froh, dass wir die Situation so gut meistern konnten und das Zusammentreffen für die Ponys ein ungefährliches Erlebnis war, das sie wieder ein Stückchen mutiger gemacht hat.